Originalgetreue Übersetzungen magischer Texte und Grimoires, mit Kommentaren von Alvisi vom roten Stein.
Wunderbarer Zauber zur Bindung einer Geliebten
Bindungszauber aus der Sammlung der PGM (Papyri Graecae Magicae), der zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. im griechisch-römischen Ägypten entstanden ist. Bei diesem Text handelt es sich um eine Anleitung für magische Handlungen und Zaubersprüche mit klangmagischen Laute, die auf Fluchtafeln[1] geschrieben wurden, um mit übernatürlichen Kräften in Kontakt zu treten, die dabei helfen sollen eine bestimmte Wirkung (hier: erotisch-zwingende Bindung) zu erzeugen.
ANFANG
Nimm Wachs [oder Ton] von einer Töpferscheibe und forme zwei Figuren, eine männlich und eine weiblich. Gestalte den Mann in der Gestalt des Ares, vollständig bewaffnet, mit einem Schwert in der linken Hand, das er drohend an die rechte Seite ihres Halses richtet. Und forme sie mit hinter dem Rücken gefesselten Armen, kniend.
Schreibe auf die Figur der begehrten Frau Folgendes:
Auf den Kopf:
„ISEĒ IAŌ ITHI OUNE BRIDŌ LŌTHIÓN NEBOUTOSOUALETH“
Auf das rechte Ohr:
„OUER MĒCHAN“
Auf das linke Ohr:
„LIBABA ŌIMATFOTHO“
Auf das Gesicht:
„AMOUNABREŌ“
Auf das rechte Auge:
„ŌRORMOTHIO AĒTH“
Auf das linke Auge:
„CHOBOUE“
Auf die rechte Schulter:
„ADETA MEROU“
Auf den rechten Arm:
„ENE PSA ENESGAPH“
Auf den linken Arm:
„MELCHIOU MELCHIEDIA“
Auf die Hände:
„MELCHAMELCHCHOU AĒL“
Auf die Brust (Mutterseite der Frau):
„BALAMIN THŌOUTH“
Unterhalb des Bauchs:
„AŌBĒS AŌBAR“
Auf die Scham:
„BLICHIANEŌ OUŌIA“
Auf das Gesäß:
„PISSADARA“
Auf die Fußsohle des rechten Fußes:
„ELŌ“
Auf die Fußsohle des linken Fußes:
„ELŌIAAOE“
Nimm dann dreizehn Kupfernadeln und stecke eine in ihr Gehirn, während du sprichst: „Ich durchbohre dein Gehirn, [Name]“; und stecke zwei in ihre Ohren, zwei in ihre Augen, eine in den Mund, zwei in das Zwerchfell, jeweils eine in die Hände, zwei in die Scham und zwei in die Fußsohlen, wobei du jedes Mal sprichst: „Ich durchbohre dieses und jenes Glied von ihr, [Name], damit sie sich an niemanden außer an mich, [Name], erinnert.“
Dann nimm eine Bleitafel und schreibe denselben Zauber darauf und sprich ihn aus [Anm.: „Ich habe all Glieder von ihr, [Name], durchbohrt, damit sie sich an niemanden außer an mich, [Name], erinnert.“ Befestige das Bleiblatt mit einem Faden vom Webstuhl an den Figuren. Während du 365 Knoten machst, sprichst du dabei: „ABRASAX, halte sie fest!“
Das legst du – bei Sonnenuntergang – neben das Grab eines Menschen, der gewaltsam oder vorzeitig gestorben ist, und gibst auch saisonale Blumen hinzu. Der dabei zu schreibende und zu sprechende Zauber lautet:
„Ich übergebe diesen Bindungszauber euch,
ihr chthonischen Götter, HYESEMIGADŌN und KORĒ PERSEPHONE ERESCHIGAL und ADONIS der BARBARITHA,
dem unterirdischen HERMES THŌOUTH PHŌKENTAZEPSEU AERCHTHATHOUMI / SONKTAI KALBANACHAMBRĒ
und dem mächtigen ANUBIS PSIRINTH,
der die Schlüssel zur Unterwelt hält – den unterirdischen Göttern und Dämonen, den Männern und Frauen, die vorzeitig gestorben sind, den Jünglingen und Mädchen,
von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat, Tag für Tag, Stunde für Stunde.
Ich beschwöre alle Dämonen an diesem Ort, mir als Helfer an der Seite dieses Dämons beizustehen.
Und erhebe dich für mich, wer immer du auch bist
Lass sie mich, [Name], lieben.
Sie soll sich nicht in zügelloser Weise hingeben, sie soll sich nicht anal gebrauchen lassen,
sie soll mit keinem anderen Mann Lust empfinden – nur mit mir allein, [Name].
Sie, [Name], soll weder essen noch trinken können,
sie soll nicht zufrieden sein, nicht stark sein,
keinen inneren Frieden haben,
sie, [Name], soll keinen Schlaf finden ohne mich, [Name].
Denn ich beschwöre dich bei dem Namen,
der Furcht und Zittern auslöst,
bei dem Namen, dessen Klang die Erde öffnet,
dessen entsetzlicher Klang die Dämonen erschreckt,
dessen Stimme Flüsse und Felsen bersten lässt.
Ich beschwöre dich, Gott der Toten,
ob männlich oder weiblich,
bei BARBARITHA CHENMBRA BAROUCHAMBRA,
bei ABRAT ABRASAX SESENGEN BARPHARANGGĒS,
bei den glorreichen AŌIA / MARI
und bei MARMAREŌTH MARMARAUŌTH MARMARAŌTH MARECHITHANA AMARZA MARIBEŌTH:
Versage mir nicht, Gott der Toten,
meinen Befehlen und Namen zu folgen,
sondern erhebe dich aus deiner Ruhestatt,
wer auch immer du bist,
ob männlich oder weiblich,
und gehe an jeden Ort, in jedes Viertel, in jedes Haus
und ziehe sie, [Name], zu mir,
und halte sie durch den Spruch davon ab, zu essen und zu trinken.
Lass nicht zu, dass sie, [Name], Lust mit einem anderen Mann erfährt,
nicht einmal mit ihrem eigenen Ehemann – nur mit mir, [Name].
Stattdessen reiß sie, [Name], an den Haaren,
bei ihrem Herzen, bei ihrer Seele, zu mir, [Name],
zu jeder Stunde des Lebens, bei Tag und bei Nacht,
bis sie zu mir kommt, [Name], und sie, [Name], untrennbar von mir bleibt.
Tu dies – binde sie für alle Zeit meines Lebens und hilf, sie, [Name], mir dienstbar zu machen.
Und lass nicht zu, dass sie sich auch nur eine Stunde von mir entfernt.
Wenn du dies für mich vollbringst, werde ich dir schnell deine Ruhe gewähren.
Denn ich bin BARBAR ADŌNAI,
der die Sterne verbirgt,
der den hell leuchtenden Himmel lenkt,
der Herr der Welt,
ATHTHOUIN IATHOUIN SELBIOUŌTH AŌTH SARBATHIOUTH IATHTHIERATH ADŌNAI IA ROURA BIA BI BIOTHĒ ATHŌTH / SABAŌTH EA NIAPHA AMARACHITHI SATAMA ZAUATHTHEIĒ SERPHO IALADA IALĒ SBĒSI IATHTTHA MARADTHA ACHILHTHTHEE CHOOŌŌ OE ĒACHŌ KANSAOSA ALKMOURI THYR THAŌOS SIECHĒ.
Ich bin THOTH OSŌMAI;
zieh sie an, binde sie, [Name], erfüllt von Liebe, Verlangen und Sehnsucht nach [Name],
denn ich beschwöre dich, Gott der Toten,
bei dem furchterregenden, großen IAEŌ BAPH RENEMOUN OTHI LARIKRIPHIA EYEAĪ PHIRKIRALITHON YOMEN ER PHABŌEAI,
damit du sie, [Name], zu mir ziehst,
ihren Kopf an meinen legst,
Lippe an Lippe,
Bauch an Bauch,
Schenkel an Schenkel,
und Schwarz mit Schwarz verschmelzen lässt
und sie, [Name], alle ihre sexuellen Handlungen
mit mir, [Name],
in Ewigkeit vollzieht.“
Dann schreibe auf die Rückseite der Tafel ein Herz und die Zeichen wie unten dargestellt:
IA…..EŌ…BAPHRENEMOUNOTHILARIKRIPHIAEYEAIPHIRKIRALITHONYOMENERPHABŌEA…..I
A……EŌ…BAPHRENEMOUNOTHILARIKRIPHIAEYEAIPHIRKIRALITHONYOMENERPHABŌEA
AŌ…EŌ…BAPHRENEMOUNOTHILARIKRIPHIAEYEAIPHIRKIRALITHONYOMENERPHABŌE……..III
EA…..Ō….BAPHRENEMOUNOTHILARIKRIPHIAEYEAIPHIRKIRALITHONYOMENERPHABŌ……….OEŌ
IŌ………….BAPHRENEMOUNOTHILARIKRIPHIAEYEAI PHIRKIRALITHONYOMENERPHAB…………OIEE
YO…………..APHRENEMOUNOTHILARIKRIPHIAEYEAI PHIRKIRALITHONYOMENERPHA…………..OEYI
IO………………PHRENEMOUNOTHILARIKRIPMIAEYEAI PHIRKIRALITHONYOMENERPH…………….IAYY
IŌAE……………………………………………………………………………………………………………………………………..YYAA
EOEI……………………………………………………………………………………………………………………………………..OIII
YAOU…………………………………………………………………………………………………………………………………….YAEE
IAŌI……………………………………………………………………………………………………………………………………….EŌAY
AEĀE……………………………………………………………………………………………………………………………………..OOYI
ĒIOI……………………………………………………………………………………………………………………………………….ĒĒEA
ÔIYA…………………………………………………………………………………………………………………………………….. AALA
AÔOE…………………………………………………………………………………………………………………………………….IIIŌ
YIŌĒ………………………………………………………………………………………………………………………………………EEAEŌ
EOAÔA…………………………………………………………………………………………………………………………………..ĒEAÔ
YAYA………………………………………………………………………………………………………………………………………ĒIEE
IOĒHĒĒ………………………………………………………………………………………………………………………………….OAĒI
IAŌI………………………………………………………………………………………………………………………………………..ĒIYI
AOAO……………………………………………………………………………………………………………………………………..EĒOI
YYOI……………………………………………………………………………………………………………………………………….YAAI
……………………………………………………………………………………………………………………………………………….ĒIIA
……………………………………………………………………………………………………………………………………………….AAÔÔ
ENDE
Quelle: Papyri Graecae Magicae, edited by Hans Dieter Betz, PGM IV. 296-466
Aphrodites Name
Aus dem Papyri Graecae Magicae (2. Jahrhundert v. Chr. – 5. Jahrhundert n. Chr.): Die Praxis, geheime oder verborgene Namen für Götter zu verwenden, ist typisch für die spätantike magische Tradition des Hermetismus und der griechisch-ägyptischen Magie. Der geheime Name einer Göttin oder eines Gottes galt als besonders wirksam – wer ihn kannte, hatte Macht über die göttliche Kraft. Das bewusste Ansehen der Person während der inneren Rezitation stellt eine intentionale Handlung dar, bei der Wille, Aufmerksamkeit und magische Kraft auf das Ziel gelenkt werden. Viele der Liebeszauber aus den PGM sind ausgeprägt brutal und durch eine Zwangsstruktur gekennzeichnet, dieses hingegen nicht. Daher erscheint mir dieses vergleichsweise sanfte Ritual eher von einer Frau zu stammen – während die restlichen vermutlich überwiegend von Männern praktiziert wurden.
ANFANG
Aphrodites Name, der niemandem so schnell bekannt wird, ist NEPHERIERĒRI – dies ist der Name. Wenn du eine schöne Frau für dich gewinnen möchtest, sei drei Tage lang rein, bring Weihrauch dar und rufe diesen Namen darüber an. Nähere dich der Frau und sage den Namen siebenmal in deiner Seele, während Sie sie ansehen – auf diese Weise wird es gelingen. Aber tue dies sieben Tage lang.
ENDE
Quelle: Papyri Graecae Magicae, edited by Hans Dieter Betz, PGM IV. 1265-74
Liebeszauber zur Verführung, vollzogen mit Hilfe von Helden, Gladiatoren oder solchen, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind
Aus dem Papyri Graecae Magicae (2. Jahrhundert v. Chr. – 5. Jahrhundert n. Chr.): Dieser Text ist Teil einer totenmagischen Praxis, in der Geister als Mittler dienen, um den Willen des Magiers über die Grenze zwischen Lebenden und Toten hinweg durchzusetzen. Er stammt aus dem Kontext der griechischen magischen Papyri (PGM) und zeigt, wie eng die Verbindung zwischen Liebe und Zwang in der Vorstellungswelt der spätantiken Männer war. Das Ziel: Zwangsliebe, also die Beeinflussung des Willens einer Frau durch schlaflose Unruhe, Schmerz und den Wunsch, dem Mann zu folgen. Die Anrufung von gewaltsam Verstorbenen wie Gladiatoren oder Helden als mächtige Geister, die das Begehren unterstützen sollen, ist typisch für diese Tradition und findet sich häufig im Kontext erotischer Unterweltszauber. Angerufen werden neben den Geistern von Verstorbenen auch dunkle Gottheiten wie Ereschkigal (babylonisch-sumerische Göttin der Unterwelt) und Hekate (griechische Göttin der Magie, der Nacht und der Geister) sowie die Rachegöttin Erinys, die als Botin der gequälten Seelen dient. Die ritualisierte Sprache, die Vielzahl der Gottheiten sowie die Elemente wie Mist von einer schwarzen Kuh, die Wegkreuzung (klassisch für Hekate), die dreitägige Dauer und die Beschwörung der Toten zeigen, dass es sich um eine intensive Form von Nekromantie handelt – mit dem Ziel, eine bestimmte Person magisch zu beeinflussen.
ANFANG
Lass ein kleines Stück von dem Brot übrig, das du isst; zerbrich es und forme daraus sieben mundgerechte Stücke. Geh dann an den Ort, wo Helden, Gladiatoren und solche, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind, gefallen sind. Sprich den Zauberspruch über die Brotstücke und wirf sie. Nimm dann verschmutzte Erde von diesem Ort auf und wirf sie in das Haus der Frau, die du begehrst, geh nach Hause und leg dich schlafen.
Der Zauberspruch, der über den Brotstücken gesprochen wird, lautet:
„An die Moiren, Schicksale, Bosheiten, an Hunger, Eifersucht,
an die frühzeitig Verstorbenen und jene, die gewaltsam starben,
euch sende ich Speise: Dreiköpfige Göttin, Herrin der Nacht,
die du dich von Unrat nährst,
o Jungfrau, du schlüsseltragende Persephassa,
Kore aus dem Tartaros,
schrecklich, grimmäugig,
Kind, umgürtet mit feurigen Schlangen – er, [Name]
hat mit Tränen und bitterem Stöhnen Reste seiner eigenen Speise gemischt
damit ihr, ihr unglückseligen Helden,
die ihr dort eingeschlossen seid im Ort [Name],
Erfolg bringen möget dem, der gequält ist von Qualen.
Ihr, die ihr das Licht verlassen habt,
o ihr Unglücklichen, bringt Erfolg ihm,
[Name], der im Herzen leidet wegen
ihr, [Name], gottlos und unheilig.
So bringt sie in Qual – und zwar eilends!
EIOUT ABAŌTH PSAKERBA ARBATHIAŌ LALAŌITH / IŌSACHŌTOU ALLALETHŌ
Auch du, Herrin, die du dich von Unrat nährst,
SYNATRAKABI BAUBARABAS ENPHNOUN MORKA ERESCHIGAL NEBOUTOSOUALETH,
und sende die Erinys ORGOGORGONIOTRIAN,
die mit Feuer die Seelen der Toten aufrührt,
unglückliche Helden, unglückliche Heldinnen,
die an diesem Ort, an diesem Tag, zu dieser Stunde,
in Särgen aus Myrtenholz ruhen
achtet auf mich und weckt sie, [Name], diese Nacht,
und nehmt ihr den süßen Schlaf aus den Augen,
verursacht ihr elende Sorgen und furchtbare Qualen,
bringt sie dazu, meinen Schritten zu folgen,
und gebt ihr – gemäß meinem Willen – einen Drang,
bis sie das tut, was ich ihr gebiete.
O Herrin Hekate.
PHORBA PHORBŌBAR BARŌ PHORPHŌR PHŌRBAI
O Herrin der Wegkreuzungen, o Schwarze Hündin!“
Wenn du diese Dinge drei Tage lang getan hast und nichts geschieht, dann verwende diesen kraftvollen Zauber:
Gehe einfach wieder an denselben Ort und führe erneut das Ritual mit den Brotstücken aus. Dann opfere auf Flachs-Asche Mist von einer schwarzen Kuh und sprich dabei diese Worte; nimm erneut die unreine Erde auf und wirf sie wie gelernt.
Die über der Opfergabe gesprochenen Worte lauten:
„Chthonischer Hermes und chthonische Hekate und chthonischer Acheron
und fleischfressende, chthonische Gottheit und chthonischer Amphiaraos
und chthonische Diener und chthonische Geister
und chthonische Sünden und chthonische Träume
und chthonische Eide und chthonische Ariste
und chthonischer Tartaros und chthonische Zauberkunst,
chthonischer Charon und chthonische Begleiter und die Toten
und die Daimones und Seelen aller Menschen:
Kommt heute, Moiren und Schicksale, erfüllt das Ziel
mit Hilfe des Liebeszaubers, dass ihr sie, [Name] (deren Mutter ist [Name]),
zu mir zieht, zu mir, [Name], dessen Mutter ist [Name],
denn ich rufe dich:
O ursprüngliches Chaos,
O Erebos,
und dich:
O schreckliches Wasser des Styx, o Ströme,
O Lethe, Hades’ Acherousischer See,
O Hekate und Pluto und Kore,
und chthonischer Hermes,
Moiren, Strafen,
Acheron und Aiakos,
Torhüter der ewigen Schranken – öffnet euch nun schnell,
du Schlüsselträger, Wächter, Anubis.
Sende mir die Geister der Toten
herauf zum Dienst – genau in dieser Stunde,
damit sie hingehen und sie, [Name], deren Mutter [Name] ist, zu mir, [Name], heranziehen.
Isis kam, ihre Schultern trugen ihren Bruder, der auch ihr Lagergenosse ist,
und Zeus kam vom Olymp herab und stand da, die Phantome
der Toten erwartend, als sie zu ihr, [Name], geführt wurden
und die [Name]-Sache vollzogen.
Alle unsterblichen Götter und Göttinnen kamen, um die Phantome
dieser Toten zu sehen. Deshalb zögert nicht, verweilt nicht,
sondern sendet, o Götter, die Phantome dieser Toten,
damit sie zu ihr, [Name], gehen und die [Name]-Tat vollbringen.
Denn ich beschwöre euch bei:
IAŌ / SABAŌTH und ADŌNAI
PATRAXILYTRA BOURREPHAŌMI ASSALKĒ AIDOUNAX SESENGEN (Formel)
BALIABA ERECHCHARNOI ABERIDOUMA SALBACHTHI EISERSE / RATHŌ EISERDA ŌMI SISIPHNA SISAEDOUBE ACHCHARITŌNĒ ABERIPHNOUBA IABAL DENATHI ITHROUPHI.
Sendet die Phantome dieser Toten zu ihr, [Name],
deren Mutter [Name] ist, damit sie die [Name]-Tat vollbringen.
ENDE
Quelle: Papyri Graecae Magicae, edited by Hans Dieter Betz, PGM IV. 1390 – 1495
Liebeszauber zur Verführung über Myrrhe, die geopfert wird
Aus dem Papyri Graecae Magicae (2. Jahrhundert v. Chr. – 5. Jahrhundert n. Chr.): Besonders auffällig in dieser Zwangsliebesmagie ist der Zwang zur Unterbrechung aller Alltagsaktivitäten – ein psychologischer Mechanismus, der in der Magie der PGM oft verwendet wird, um emotionale Fixierung zu erzeugen. Myrrhe, hier als bittersüße, übernatürliche Kraft, wird zur Botin einer manipulativen Leidenschaft gemacht.
Der Name ABRASAX (auch: Abraxas, Abrasax, Abracax) ist einer der bekanntesten magischen Namen in der spätantiken Magie. Er taucht häufig in Beschwörungen, Amuletten und Zauberformeln auf. Abrasax vereint Elemente aus griechischer, ägyptischer, antik-jüdischer und babylonischer Religion. Das macht das Wort zu einem Paradebeispiel für die synkretistische Verschmelzung im rituellen Denken der Spätantike. Im griechischen Zahlensystem hat Abrasax den Zahlenwert 365 – also die Anzahl der Tage eines Sonnenjahres. In der antik-mystisch-jüdischen Gnosis erscheint Abrasax als höchster Gott (Demiurg) der über die sieben planetarischen Sphären herrscht. Häufig wird er mit einem menschlichen Körper, Hahnenkopf und Schlangenbeinen dargestellt. Dieses Bild könnte für einen Magier in Trance stehen. Der „Kamm“ des Magiers mit Hahnenkopf blieb – und entwickelte sich mit der Zeit zu dem bekannten spitzen Magierhut.
Das Wort „barbar“ in der Formel „ADŌNAI BARBAR“ erinnert unmittelbar an das Wort „Barbaren“ – und das ist kein Zufall: Das griechische Wort βάρβαρος (bárbaros) bedeutet ursprünglich „Fremder, Nichtgrieche, jemand, der unverständlich spricht“. Es ist eine lautmalerische Nachahmung dessen, wie fremde Sprachen für griechische Ohren klangen – „bar-bar-bar“, also unverständliches Gebrabbel. Daher wurde „Barbar“ zum Ausdruck für „Nichtgrieche“ und später (abwertend) für „unzivilisiert“.
ANFANG
„Während die Myrrhe auf Kohlen geopfert wird, rezitiere diesen Zauberspruch:„Du bist Myrrhe, die Bittere, die Schwierige, die Versöhnerin von Streitenden,
die Wunden schlägt und jene zum Lieben zwingt,
die Eros nicht anerkennen. Alle nennen dich Myrrhe,
aber ich nenne dich Fleischfresserin und
Entflammerin des Herzens.
Ich sende dich nicht nach Arabien in die Ferne;
ich sende dich nicht nach Babylon,
sondern ich sende dich zu ihr – [Name], deren Mutter [Name] ist –
damit du mir auf dieser Mission dienst,
damit du sie zu mir hinziehst.
Wenn sie sitzt, soll sie nicht weiter sitzen;
wenn sie mit jemandem plaudert, soll sie nicht weiter plaudern;
wenn sie jemanden anschaut, soll sie ihn nicht weiter schauen;
wenn sie zu jemandem geht, soll sie nicht weitergehen;
wenn sie umherstreift, soll sie nicht weiter umherstreifen;
wenn sie trinkt, soll sie nicht weiter trinken;
wenn sie isst, soll sie nicht weiter essen;
wenn sie jemanden küsst, soll sie ihn nicht weiter küssen;
wenn sie irgendetwas genießt, soll sie es nicht weiter genießen;
wenn sie schläft, soll sie nicht weiter schlafen.
Vielmehr:
Lass sie mich – [Name] – in ihren Gedanken halten;
lass sie nur mich begehren,
lass sie nur mich lieben,
lass sie nur meine Wünsche erfüllen.
Geh nicht durch ihre Augen hinein oder durch ihre Seite
oder ihre Nägel oder selbst durch ihren Nabel
oder durch ihren Körper – sondern durch ihre Seele.
Und bleibe in ihrem Herzen und verbrenne ihre Eingeweide,
ihre Brust, ihre Leber, ihren Atem, ihre Knochen, ihr Knochenmark,
bis sie zu mir kommt – [Name] – mich liebt und all meine Wünsche erfüllt.
Denn ich beschwöre dich, Myrrhe, bei den drei Namen:
ANOCHŌ, ABRASAX, TRŌ,
und bei den noch zwingenderen und mächtigeren Namen:
KORMEIŌTH, IAŌ, SABAŌTH, ADŌNAI,
damit du meine Aufträge ausführst, Myrrhe.
So wie ich dich verbrenne und du durchdrungen bist von meinem Willen,
so verbrenne auch das Gehirn von ihr, [Name], die ich liebe.
Entflamme sie, drehe ihre Eingeweide nach außen,
sauge ihr Blut Tropfen für Tropfen aus,
bis sie zu mir kommt, [Name], deren Mutter [Name] ist.
Ich beschwöre dich bei:
MARPARKOURITH NASAARI NAIEMARE PAIPARI / NEKOURI.
Ich werfe dich in das brennende Feuer
und beschwöre dich beim allmächtigen Gott, der ewig lebt.
Nachdem ich dich beschworen habe, beschwöre ich nun auch dich:
ADŌNAI BARBAR, IAŌ, ZAGOURĒ, HARSAMŌSI, ALAOUS und SALAŌS.
Ich beschwöre dich,
der den Mann fürs Leben gestärkt hat:
Höre, höre,
großer Gott, o ADONAIOS,
ETHYIA, selbstgezeugter, ewiger Gott:
EIŌĒ, IAŌ, AIŌ, AIŌ, PHINEŌS, SPHINTĒS, ARBATHIAŌ,
IAŌ, IAĒ, IŌA, AI – du, der du OUĒR bist –
GONTHIAŌR, RARAĒL, ABRA BRACHA SOROORMERPHERGAR
MARBAPHRIOUIRIGX, IAŌ SABAŌTH, MASKELLI / MASKELLŌ,
AMONSŌĒ, ANOCH, RIGCH, PHNOUKENTABAŌTH, SOUSAE,
PHINPHESHĒS, MAPHĪ / RAR.
ELŌAI, zieh sie mir zu – [Name], deren Mutter [Name] ist – zu mir, [Name], dessen Mutter [Name] ist, an diesem Tag, in dieser Nacht, in genau dieser Stunde: MOULŌTH PHOPHITH PHTHŌITH PHTHŌYTH PENIŌN.
Ich rufe auch dich an,
du, der das Feuer hältst,
PHTHAN ANOCH –
höre mich, du Einzige, du einzig Geborene,
MANEBIA BAIBAI CHYRIRŌOU THADEIN ADŌNAI EROU NOUNI / MIŌŌNCH CHOUTIAI MARMARAUŌTH.
Zieh sie heran, [Name],
deren Mutter [Name] ist, zu mir,
[Name], dessen Mutter [Name] ist –
jetzt, jetzt – sofort,
sofort – schnell, schnell, schnell!“
ENDE
Quelle: Papyri Graecae Magicae, edited by Hans Dieter Betz, PGM IV. 1496 – 1595
Hier weiter: Schwert des Dardanos
Dieses Ritual wird „Schwert“ genannt, eigentlich geht es aber um das „Wort des Dardanos“. Das Ritual dient der magischen Kontrolle über die Seele eines anderen – typischerweise im Kontext von Liebes- oder Zwangszauber. Der Magnetstein (Magnetit) galt in griechischen Vorstellungen als lebendig oder „atmend“ und wurde als starkes magisches Medium genutzt. Platon (z. B. im Ion) erwähnt den „Magnesischen Stein“, der Eisen anzieht, und verwendet ihn als Metapher für göttliche Inspiration – als ob er „Leben“ oder „Kraft“ von einem Ding auf das andere überträgt. Einige ägyptische Texte nennen Magnetit in Verbindung mit dem Herzen. „sssssss“ und „ĒĒĒĒĒ“ sind vermutlich Nachahmungen von Schlangen- oder Luftlauten – typisch für Beschwörungen mit Atem und Leben.
ANFANG
Ein Ritus, der „Schwert“ genannt wird, der an Kraft seinesgleichen sucht,
denn er beugt und zieht die Seele jedes Menschen augenblicklich an, den man wünscht.
Während du den Zauberspruch sprichst, sage:
„Ich beuge den Willen seiner Seele – [Name] – meinem eigenen Willen.“
Nimm einen Magnetstein, der lebt (Anm.: „atmet“),
und graviere Aphrodite, wie sie auf Psyche reitet,
mit der linken Hand ihr gelocktes Haar haltend.

Über ihrem Kopf:
„ACHMAGE RARPEPSER“
Und darunter: Aphrodite und Psyche.
Darunter wiederum graviere Eros,
wie er auf dem Himmelsgewölbe steht, eine flammende Fackel hält
und Psyche verbrennt.
Unterhalb von Eros diese Namen:
„ACHAPA ADŌNAIE BASMA CHARAKŌ IAKŌB IAŌ Ē PHARPHARĒ.
Auf der anderen Seite des Steins graviere Psyche und Eros,
wie sie sich umarmen.
Unter Eros’ Füßen diese Buchstaben:
„ssssssss“
Und unter Psyches Füßen:
„ĒĒĒĒĒĒĒĒ.“
Verwende diesen Stein, sobald er graviert und geweiht ist, folgendermaßen: lege ihn unter deine Zunge und verwandle ihn in das, was du dir wünschst, während du diesen Spruch sagst:
„Ich rufe dich an, Urheber aller Schöpfung,
der du deine eigenen Flügel über die ganze Welt ausgebreitet hast,
dich,
den Unnahbaren und Unermeßlichen,
der du in jede Seele das Leben hauchst,
die Vernunft, mit der du durch deine Macht alles zusammengefügt hast,
Erstgeborener, Gründer des Universums, goldenbeflügelt,
dessen Licht Finsternis ist, der vernünftige Gedanken verhüllt und dunkle Raserei aushaucht,
heimlicher, der du im Verborgenen jede Seele bewohnst.
Du zeugst ein unsichtbares Feuer, während du jedes lebendige Wesen fortträgst,
ohne müde zu werden, es zu quälen, sondern dich vielmehr mit Freude am Schmerz ergötzend seit der Zeit,
als die Welt ins Dasein trat. Auch du kommst und bringst Schmerz, manchmal vernünftig, manchmal irrational,
weshalb Menschen über das Angemessene hinaus wagen und Zuflucht in deinem Licht nehmen, das Finsternis ist.
Am meisten eigensinnig, gesetzlos, unerbittlich, unergründlich, unsichtbar, körperlos,
Erzeuger der Raserei, Bogenschütze, Fackelträger, Herr über alles Lebendige, Empfindung und alles Heimliche,
Spender des Vergessens, Schöpfer des Schweigens, durch den das Licht reist und zu dem das Licht gelangt,
kindlich, wenn du im Herzen gezeugt wurdest,
weisester, wenn du Erfolg hattest;
ich rufe dich an, unbewegt vom Gebet, bei deinem großen Namen.
AZARACHTHARAZA – LATHA
IATHAL – Y Y Y
LATHAI – ATHAL – LALAPH
IO IO IO – AI AI AI
OUERIEU – OIAI
LEGETA – RAMAI
AMA – RATAGEL
du Erststrahlender, nächtlich-leuchtender, der sich bei Nacht freut,
zeugend in der Nacht,
Zeuge,
ERÊKISTHIPHÊ
ARARACH – ARARA
ÊPHTHISIKÊRÊ – IABEZEBYTH – IO
du in der Tiefe
BERIAMBÔ
BERIAMBEBÔ
du im Meer
MERMERGOU
heimlich und weisester
ACHAPA
ADÔNAIE
BASMA
CHARAKÔ
IAKÔB
IAÔ
CHAROUÊR
AROUÊR
LAILAM
SEMESILAM
SOUMARTA
MARBA
KARBA
MENABÔTH
ÊIIA
Wende die Seele von ihr [Name] zu mir,
damit sie mich liebt,
damit sie Leidenschaft für mich empfindet,
damit sie mir gibt, was in ihrer Kraft liegt.
Möge sie mir sagen,
was in ihrer Seele ist,
denn ich habe deinen großen Namen angerufen.
Und auf ein goldenes Blatt schreibe diese Worte:
THOURIÊL
MICHAÊL
GABRIÊL
OURIÊL
MISAÊL
IRRAÊL
ISTRAÊL
„Möge dies ein glückverheißender Tag für diese Namen sein und für mich,
der diese Namen kennt und bei sich trägt.
Ich rufe die unsterbliche und unfehlbare Kraft Gottes an.
Gewähre mir die Unterwerfung jeder Seele, die ich bei dir angerufen habe.“
Gib das Blatt einer Wachtel, damit sie es verschlingt, und dann töte sie.
Dann hebe es auf und trage es um den Hals,
nachdem du das Kraut namens „Knabenliebe“ (vermutlich Silphium, Ferula)[2] hinzugefügt hast.
Das Brandopfer, welches Eros und das gesamte Verfahren mit Seele erfüllt, besteht aus: 4 Drams Manna, 4 Drams Storax, 4 Drams Opium, 4 Drams Myrrhe; je ein halbes Dram Weihrauch, Safran und Bdella (Anm.: unbekannte Zutat, ggf. ersetzbar durch Drachenblut) . Mische dies in getrockneter Feige und vermenge alles zu gleichen Teilen mit duftendem Wein und verwende es für die Zeremonie. Bei der Durchführung bringe zuerst ein Brandopfer dar und verwende es auf diese Weise.
ENDE
Quelle: Papyri Graecae Magicae, edited by Hans Dieter Betz, PGM IV. 1716 – 1870
Der Zauber des Kerberos
Hier wird der reine Ort erwähnt. Ein reiner Ort war rituell gereinigt durch Reinigungsriten mit Wasser, Salz, Räucherwerk oder Kräutern.
Wer Kerberos beschwört, beansprucht Zugriff auf unterweltliche Mächte. Liebeszauber in den Papyri Graecae Magicae sind oft keine zarten Bitten, sondern gewaltsame Akte des Willens – sie rufen Dämonen, Geister Verstorbener oder Götter der Unterwelt an, um das Ziel emotional oder körperlich zu binden. Kerberos ist dabei ein Mittler oder Handlanger dieser Macht. Kerberos wird in diesem Liebeszauber angerufen, weil er symbolisch die Schwelle zur Unterwelt beherrscht und mächtige, bindende Kräfte repräsentiert, die in der antiken Vorstellung notwendig waren, um eine Person magisch zu dominieren. Es geht nicht um Zuneigung, sondern um Beherrschung durch Unterweltgewalt – in dieser Denkweise ist Kerberos nicht nur passend, sondern geradezu ideal.
Der Liebeszauber unter Zuhilfenahme des Höllenhundes Kerberos offenbart die dunkle Logik antiker Liebesmagie: Es geht nicht um Zuneigung, sondern um Kontrolle durch übernatürlichen Zwang. Die Anrufung der mythischen Figur des Kerberos’, des dreiköpfigen unterweltlichen Grenzwächters in Hundegestalt, verweist auf eine magische Handlung, die nicht bittet, sondern bindet. Kerberos wird darin zum Werkzeug eines Willens, der nach der Unterwelt greift, um zu besitzen. Die Figur des Kerberos (auch Cerberus) steht symbolisch für das Durchbrechen der Schwelle zwischen Leben und Tod – eine Schwelle, die in diesem Ritual metaphorisch auf das emotionale oder sexuelle Verlangen übertragen wird. Erwähnung findet hier auch, dass der Zauber nur an einem „reinen Ort“ durchgeführt werden darf. Das bedeutet, er muss rituellen Reinheitsvorschriften folgen, die durch Waschungen, Räucherung, Salz oder Kräuter erreicht werden. Die Verbindung von ritueller Reinheit und unterweltlicher Gewalt zeigt die Ambivalenz magischer Praxis in der Spätantike: Reine Mittel, um unreine Kräfte zu mobilisieren.
ANFANG
… unterrichte niemanden, denn es ist sehr mächtig und unübertrefflich, wirksam für jeden / am selben Tag, absolut bindend, überaus kraftvoll. Und es lautet: Nimm 4 Unzen Wachs, 8 Unzen Früchte vom Keuschbaum (Mönchspfeffer, Vitex agnus-castus), 4 Drachmen Manna. Zerstoße jede dieser Zutaten fein / einzeln und mische sie mit Pech (z.B. Kiefernharz, Zedernharz) und Wachs (Bienenwachs), und forme daraus einen Hund von acht Fingern Länge mit geöffnetem Maul. Und du sollst in den Mund des Hundes einen / Knochen vom Schädel eines Mannes legen, der gewaltsam gestorben ist, und auf die Seiten des Hundes diese Zeichen schreiben: ⵋZ𐤏𐌐⊟𐌙ⵋV𐌙 (Original hier, Z1889), und du sollst den Hund auf ein Stativ stellen. Und der Hund soll seine rechte Pfote erheben. Und du sollst auf einen Papyrusstreifen diese Namen und das schreiben, was du willst: „ΙΑŌ ΑΣΤŌ ΙŌΡΗΕ“, und du sollst den Papyrusstreifen auf das Stativ legen und darauf den Hund stellen und diese Namen viele Male sprechen. Wenn der Hund bellt, nachdem du den Zauber gesprochen hast, wird sie nicht kommen. Sprich dann den Zauber erneut, und wenn er bellt, dann zieht der Zauber sie an. Öffne dann die Tür, und du wirst jene finden, die du dir an deine Tür wünscht. Ein Räuchergefäß soll neben dem Hund stehen, und Weihrauch soll darauf gelegt werden, während du den Zauber sprichst.
Zauber: „Bellender Hund, ich beschwöre dich, Kerberos[3], bei jenen, die sich erhängt haben, bei den Toten, bei jenen, die gewaltsam gestorben sind: Ziehe sie zu mir, [Name], deren Mutter [Name] ist. Ich beschwöre dich, Kerberos, beim heiligen Haupt der göttlichen Unterweltswesen. Ziehe sie zu mir, [Name], deren Mutter [Name] ist, zouch / zouki to pary yphē-barmō enōr sekemi krioudasephē tribepsi: Ziehe sie zu mir, [Name], deren Mutter [Name] ist, zu mir, [Name], sofort, sofort; schnell, schnell, schnell.“
Sage den Zauber für alle Anlässe. Aber mach es an einem ebenen, reinen Ort.
ENDE
Quelle: Papyri Graecae Magicae, edited by Hans Dieter Betz, PGM IV. 1872 – 1927
Ein weiterer Liebeszauber zur Anziehung
Zwischen Hekate[4] und der Jungfrau Maria gibt es bemerkenswerte Parallelen – die nicht zufällig sind. Hekate wird in antiken magischen Texten oft als „Jungfrau“ angerufen. Maria, die Mutter Jesu, wird im Christentum ebenfalls als Jungfrau verehrt. Ebenso ist Hekate die Herrin der Wegkreuzungen – der Übergänge bei Geburt und Tod – sie leitet, warnt und schützt. Maria wird in der ebenfalls bei Geburt und Tod angerufen – mit ähnlicher Schutzfunktion. Das liegt daran, dass die Funktion Hekates in die Rolle der Jungfrau Maria hineingedeutet wurde. In einem religionsgeschichtlichen Sinn könnte man sagen: Die Christen machten aus Hekate die Jungfrau Maria. Das geschah in der frühen Phase des Christentums nicht durch eine bewusste „Umwandlung“, sondern durch eine kulturelle Verschiebung und synkretistische Umdeutung. Die damit verbundene Symbolik wurde nicht aufgegeben, sondern in neuer Form weitergeführt, um eine psychologische Kontinuität für die Gläubigen aufrechtzuerhalten. Die Römerinnen und Römer, die unter dem Druck der neuen Staatsreligion unter Androhung von Strafe gezwungen waren, ihre angestammten Göttinnenkulte aufzugeben, fanden in der Gestalt der Jungfrau Maria eine Möglichkeit, zumindest einen kleinen Rest ihrer religiösen Symbolik zu bewahren. Im heutigen neopaganen Glauben wird vor allem ihre Dreifaltigkeit betont: Jungfrau, reife Frau und weise Alte.
ANFANG
Nimm etwas äthiopischen Kümmel und das Fett einer gefleckten jungfräulichen Ziege, und nachdem du die Opfergabe zubereitet hast, bringe sie Selene dar – am 13. und 14. Tag (des Monats), auf einem irdenen Räuchergefäß, auf einem hohen Hausdach, auf glühender Kohle.
Zauber:
„Komm, große Hekate, Wächterin der Dione,
o Persien, Baubo Phrourē, Pfeilschützin,
Unbesiegte, Lydierin, die Ungezähmte,
edlen Ursprungs, Fackelträgerin, Führerin, die sich niederbeugt
vor stolzen Hälsen, Kore, höre, du, die du Tore
aus Stahl gespalten hast. O Artemis,
auch du warst einst eine Beschützerin, Mächtige,
Herrin, die aus der Erde hervorgestürzt ist, Hundeführerin,
Zähmerin aller, Göttin der Wegkreuzungen, Dreiköpfige,
Lichtbringerin, ehrwürdige Jungfrau, ich rufe dich,
Rehjägerin, listige, o höllische,
und vielgestaltige. Komm, Hekate, Göttin
der drei Wege, die du mit deinen feueratmenden Phantomen
gefürchtete Straßen und harte
Verzauberungen zugeteilt bekommen hast. Hekate, ich rufe dich mit
denen, die unzeitig verstorben sind, und mit
den Helden, die ohne Frau starben,
und Kindern, die, wild zischend, nach Sehnsucht in ihren Herzen verlangen.
Geh, stell dich über ihren [Name] Kopf und
vertreibe ihren süßen Schlaf. Und lass niemals
Lid an Lid kleben, sondern lass sie
in schmerzhafter Unruhe wachen – um meinetwillen.
Und wenn sie mit einem anderen liegt in ihrer
Umarmung, so soll sie ihn wegstoßen und mich
in ihrem Herzen aufnehmen. Sie soll ihn
sofort verlassen und gezähmt vor meiner Tür stehen,
in der Seele voller Sehnsucht nach meinem Bett der Liebe.
Aber du, o Hekate, mit den vielen Namen,
o Jungfrau, Kore, Göttin, komm, ich flehe,
du Hüterin und Schutz des Dreschbodens,
Persephone, o dreiköpfige Göttin,
die du über Feuer wandelst
kuhäugige BOUORPHOORBÊ
PANPHORBE PHORBARA AKTIŌPHI ERESCHIGAL NEBOUTOSOUALÊTH.
Neben den Türen, PYPYLÊDEDÈZŌ
und Türöffnerin – komm, Hekate, feurigen Rates,
ich rufe dich zu meinen heiligen Gesängen.
MASKELLI MASKELLŌ PHNOUKENTABAŌTH OREOBAZAGRA,
die du aus der Erde hervorgestürzt bist, Erdstute,
OREOPĒGANYX MORMORON TOKOUMBAI,
„Im Rausch“ möge sie [Name] rasch zu meinen Türen kommen,
Kinder vergessend und ihr Leben mit den Eltern,
und die ganze Rasse der Männer und Frauen hassend –
außer mir [Name]; möge sie mich allein begehren
und mit einem von Liebe bezwungenen Herzen kommen.
THENŌB TITHELĒB ENŌR TENTHĒNŌR.
Vielnamige, KYZALEOUSA PAZAOUS, deshalb
KOLLIDĒCHMA und SAB versetzen ihre [Name] Seele in loderndes,
unermüdliches Feuer.
Sowohl ŌRIŌN als auch MICHAĒL, der hoch thront – ihr haltet die sieben Wasser
und die Erde zurück und zügelt den, den man die große Schlange nennt,
AKROKODĒRE MOUISRŌ CHARCHAR ADŌNAI ZEUS DĒ DAMNAMENEUS KYNOBIOU EZAGRA.
„IŌ, allmächtige Göttin / und IŌ, Allwaltende,
IŌ, Alleserhaltende, ZĒLACHNA; und SAAD SABIŌTHE NOUMILLON NATHOMEINA,
immer KEINĒTHĪ, standhaft THĒSEUS ONYX,
kluger DAMNAMENEUS, rächend.
Göttin, starke Göttin, Ritus der Geister, Persierin, SEBARA AKRA.
Eile schnell. Möge sie nun vor meiner Tür stehen.
ENDE
Quelle: Papyri Graecae Magicae, edited by Hans Dieter Betz, PGM IV. 2708-2784
Weiterführende Literatur:
[1] Fluchtafel, wikipedia
[2] Silphium, mymodernmet.com
[3] Kerberos, wikipedia
[4] Hekate, Göttin der Wegkreuzungen, artedea.net
Quellen:
Papyri Graecae Magicae, edited by Hans Dieter Betz, archive.org
Bild: KI