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Muma Pădurii – Die Mutter des Waldes

10.08.2025

Muma Pădurii ist eine Gestalt aus der rumänischen Folklore. Sie ist halb Hexe, halb Naturgeist und lebt tief in den Wäldern. In den Geschichten erscheint sie als runzlige, wilde Alte mit Haar aus Moos und einem Mantel aus Blättern. Sie bewacht jeden Baum, jedes Tier und jede Lichtung, und sie bestraft jene, die den Wald verletzen oder unachtsam betreten.

Es war einmal ein kleines Dorf am Rand eines dichten Waldes. Die Alten erzählten den Kindern immer wieder: „Geht niemals allein zwischen die Bäume, denn dort wohnt Muma Pădurii – eine alte, runzlige Frau mit Augen so scharf wie Dornen und Haar so verfilzt wie das Moos an den Bäumen. Sie kennt jeden Pfad, jedes Tier und jedes Blatt im Wald.“

Man sagte, Muma Pădurii liebe den Wald so sehr, dass sie ihn mit aller Kraft beschütze. Wer achtsam durch die Bäume ging, Blumen nicht zertrat und keinen Lärm machte, den ließ sie in Ruhe. Aber wer den Wald beschmutzte, unnötig Bäume fällte oder Tiere quälte, den verfolgte sie ohne Gnade.

Eines Tages ging ein Mädchen aus dem Dorf, Ileana, allein in den Wald, um Beeren zu pflücken. Sie hatte die Warnungen der Großmutter vergessen und folgte einem schmalen Pfad immer tiefer zwischen die Bäume. Plötzlich hörte sie eine sanfte, krächzende Stimme:

„Komm nur näher, liebes Kind. Ich habe frisches Brot und süße Pflaumen für dich …“

Hinter einem alten Baum stand eine winzige Hütte aus Ästen, Moos und getrockneten Blättern. An der Tür lehnte eine alte Frau mit einem Umhang aus Efeu und Birkenrinde. Ihre Augen funkelten, und in der Hand hielt sie einen Korb voller Früchte.

Ileana spürte einen Schauer, doch der Duft des Brotes zog sie an. Kaum trat sie ein, fiel die Tür krachend ins Schloss. Muma Pădurii stellte den Korb auf den Tisch und begann in einem großen Kessel Wasser zu erhitzen.

„Heute koche ich eine feine Suppe … aus dir“, kicherte sie, und ihre Zähne blitzten wie Tierknochen.

Ileana aber war klug. Sie bat die Alte um Erlaubnis, noch einmal hinauszugehen, um ein „besonderes Gewürz“ aus ihrem Korb zu holen, das sie im Wald vergessen habe. Muma Pădurii knurrte, ließ sie aber gehen – hielt sie doch die schmale Gestalt für zu schwach, um zu fliehen.

Doch Ileana rannte, so schnell ihre Beine sie trugen, und folgte den Rufen eines Spechtes, der sie immer näher zum Dorfrand führte. Die Alte verfolgte sie, doch jedes Mal, wenn sie einen Baum berührte, wuchsen Dornen und Zweige vor ihr empor, als ob der Wald selbst das Kind beschütze.

Schließlich erreichte Ileana das Dorf. Muma Pădurii blieb am Waldrand stehen, ihre Augen brannten vor Zorn. „Geh nie wieder in meinen Wald, Kind“, rief sie, „denn das nächste Mal schützt dich niemand mehr!“

Seitdem wagte niemand mehr, tief in den Wald zu gehen, ohne den Wald und seine Bewohner zu ehren. Und die Alten sagen noch heute: Wer nachts zwischen den Bäumen ein Flüstern hört, sollte sich umdrehen – es könnte Muma Pădurii sein, die darüber wacht, dass niemand ihren Wald verletzt.

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Beitragsbild: KI