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Predigt gegen heidnische Bräuche von Audoenus Rothomagensis

Aus dem Buch „Vita Sancti Eligii“ („Das Leben des heiligen Eligius“), 7. Jh. n. Chr.

Frei übersetzt und interpretiert von Alvisi vom roten Stein.

Ich bitte euch, liebste Brüder, und ermahne euch mit großer Demut, dass ihr mit aufmerksamen Herzen hört, was ich – euch zu eurem Heil – zu sagen habe.

Ich beschwöre euch, dass ihr keinerlei heidnische, gotteslästerliche Bräuche befolgt: keine Wahrsager, keine Zauberer, keine Losdeuter, keine Beschwörer; und dass ihr diese aus keinem Grund, auch nicht bei Krankheit befragt oder aufsucht. Denn wer solch Böses tut, verliert augenblicklich das Sakrament der Taufe.

Ebenso sollt ihr keine Omen deuten, nicht das Niesen und nicht das Zwitschern der Vögel. Vielmehr sollt ihr, wenn ihr eine Reise oder irgendeine Arbeit beginnt, euch im Namen Christi bekreuzigen, das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser mit Glauben und Hingabe sprechen – und der Feind kann euch nichts anhaben.

Kein Christ soll beachten, an welchem Tag er das Haus verlässt oder zurückkehrt (Anm.: Glücks- und Unglückstage) – denn alle Tage hat Gott geschaffen. Niemand soll zur Wahl eines Tages oder im Hinblick auf den Mondbeginn irgendein Werk beginnen (Anm.: Astrologie). Am 1. Januar (Anm.: Neujahr) soll niemand abscheuliche und lächerliche Dinge tun, keine alten Weiber oder Hirsche nachahmen oder Masken tragen oder Speisen und Getränke in übermäßiger Form darbringen.

Kein Christ soll an Wahrsagerei glauben, denn dies sind Werke des Teufels. Niemand soll zu Sankt Johannes (Anm: zur Sommersonnenwende) oder an anderen heiligen Festtagen Sonnenwendfeiern, Reigentänze, Umzüge, satanische Lieder oder sonstige solche Dinge vollziehen. Niemand soll die Namen von Dämonen wie Neptun, Orcus, Diana, Minerva, Geniscus oder andere ähnliche Absurditäten anrufen und an sie glauben.

Kein Tag des Donners (Donnerstags) soll ohne heilige Feste begangen werden, und auch der Monat Mai oder andere Zeiten sollen nicht im Müßiggang eingehalten werden. Ebenso keine Tage der Finsternis, der Mauern oder sonst irgendein Tag – außer dem Sonntag.

Kein Christ soll zu heidnischen Heiligtümern, zu Steinen, Quellen, Bäumen oder Hütten gehen oder an Wegkreuzungen Lichter entzünden oder dort Gelübde ablegen. Niemand soll irgendwelche Bänder um den Hals von Menschen oder Tieren hängen (Anm.: Schutzamulette) – auch wenn sie von Klerikern stammen und behauptet wird, sie seien heilig oder enthielten göttliche Schriften. Denn in ihnen ist nicht das Heil Christi, sondern das Gift des Teufels.

Niemand soll Reinigungshandlungen (magische Rituale) ausführen oder Kräuter besprechen oder das Vieh durch ausgehöhlte Bäume oder gegrabene Erdlöcher treiben – denn dadurch scheint man es dem Teufel zu weihen.

Keine Frau soll Bernsteinanhänger um den Hals tragen oder bei Webarbeiten oder beim Färben den Namen Minervas (Anm.: römische Göttin) oder anderer unheilvoller Gestalten aussprechen, sondern in jedem Werk den Beistand Christi erbitten und mit ganzem Herzen auf die Kraft seines Namens vertrauen.

Niemand soll, wenn sich der Mond verfinstert (Anm.: Neumond), Lärm machen – denn auf Gottes Befehl hin verfinstert sich der Mond zu bestimmten Zeiten. Auch soll niemand aus Angst vor dem Neumond den Beginn eines Werkes scheuen – denn Gott hat den Mond erschaffen, um die Zeiten zu kennzeichnen und die Dunkelheit der Nacht zu mildern, nicht aber, um Werke zu behindern oder Menschen wahnsinnig zu machen, wie törichte Leute glauben, die meinen, Besessene litten wegen des Mondes.

Niemand soll die Sonne oder den Mond als Götter bezeichnen oder bei ihnen schwören – denn sie sind Geschöpfe Gottes, die auf göttlichen Befehl dem Menschen dienen. Niemand soll an Schicksal, Fortuna (griechische Göttin des Schicksals) oder Geburtsstunde (genesim) glauben oder sagen: „So wie man geboren ist, so wird man sein“ – denn Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen, und er lenkt alles weise, wie er es vor der Erschaffung der Welt bestimmt hat.

Wer eine Krankheit kommt, soll weder Beschwörer, Wahrsager oder Zauberer aufsuchen, noch durch Quellen, Bäume oder Wegkreuzungen schreiten oder heidnische Amulette verwenden. Wer krank ist, soll allein auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen, die Eucharistie mit Glauben und Hingabe empfangen und das gesegnete Öl treu von der Kirche erbitten, mit dem er seinen Körper im Namen Christi salben möge. Denn wie der Apostel sagt, wird das Gebet des Glaubens den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten – nicht nur den Leib, sondern auch die Seele wird er heilen. Und es wird sich an ihm erfüllen, was der Herr im Evangelium verheißen hat: „Alles, was ihr im Gebet glaubend erbittet, das werdet ihr empfangen“.

Quellen:
(1) Predigt gegen heidnische Bräuche von Audoenus Rothomagensis, cramberepetita.com


Bild: KI