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Von den Zeichen, an denen man Dämonenbesessene erkennt

Auszug aus dem Compendium Maleficarum von Francesco Guazzo


20.08.2025

Der folgende Texte stammt aus dem Compendium Maleficarum, einem frühneuzeitlichen Werk über Dämonen, Hexerei und Zauberei (1602). Der Autor Francesco Guazzo war ein Priester und Hexenjäger aus Italien. Sein Werk, das im Jahr 1602 veröffentlicht wurde, wird heute häufig etwas salopp als das italienische Pendant zum deutschen Malleus Maleficarum bezeichnet. Genau genommen handelt es sich jedoch weniger um ein eigenständiges Gegenstück, sondern vielmehr um eine 116 Jahre später entstandene Erweiterung und Fortschreibung dieses berüchtigten Hexentraktats. Das Werk spiegelt die damalige Weltsicht, 116 nach dem Beginn wider, in der viele unerklärliche Krankheiten, psychische Zustände und gesellschaftliche Konflikte auf dämonische Einflüsse zurückgeführt wurden. Diese Übersetzungen sind keine heutigen medizinischen oder theologischen Aussagen, sondern historische Dokumente. Sie zeigen, wie stark Angst, Aberglaube und religiöse Vorstellungen das Denken der Menschen geprägt haben.

Von den Zeichen, an denen man Dämonenbesessene und überhaupt Verzauberte erkennt, Kapitel II

Die besonderen Anzeichen einer dämonischen Besessenheit oder eines bösen Zaubers sind schwer festzustellen, wenn der Dämon nicht so deutlich in Erscheinung tritt, dass er sichtbar in den Körper fährt oder sich durch eine fremde Stimme hören lässt. Denn häufig geschieht es, dass eine Krankheit aus natürlichen Ursachen entsteht, besonders bei Menschen melancholischen Temperaments. Doch es gibt gewisse Zeichen, an denen man mit Wahrscheinlichkeit schließen kann, dass jemand von einem Dämon oder durch Zauberei befallen ist:

  1. Wenn jemand plötzlich ohne erkennbare Ursache hinfällt, als wäre er bewusstlos geworden.
  2. Wenn er von einem inneren Feuer oder Flammen geplagt wird, ohne dass eine äußere Hitze vorhanden ist.
  3. Wenn er Dinge ausspricht oder versteht, die er von Natur aus nicht wissen könnte.
  4. Wenn er eine übermenschliche Kraft zeigt, die seinen Körperkräften nicht entspricht.
  5. Wenn er ungewöhnliche Gestalten sieht, Stimmen hört oder Erscheinungen wahrnimmt, die andere nicht sehen oder hören.
  6. Wenn er durch Zauberei so angeschwollen ist, dass sein Leib auf unnatürliche Weise aufbläht oder verkrümmt wird.
  7. Wenn er sonderbare Speisen verlangt oder Dinge zu sich nimmt, die normalerweise niemand essen würde.
  8. Wenn er Sprachen spricht, die er nie gelernt hat, oder wenn er die Geheimnisse anderer Menschen offenbart.
  9. Wenn er die Sakramente verachtet, vor Kreuzen, Reliquien oder heiligen Dingen flieht und sie nicht ertragen kann.
  10. Wenn er plötzlich in fremden Stimmen spricht oder mehrere Stimmen aus seinem Mund hervorkommen.
  11. Wenn er bekennt, dass er durch einen Dämon geplagt wird, und es keine andere Erklärung gibt.
  12. Wenn man sieht, dass ein Kranker von diesen Zeichen befallen ist und sich untrennbar an ihm zeigen.
  13. Manche halten dieses Zeichen für unzweifelhaft und untrennbar mit der Krankheit verbunden: dass die Betroffenen sich weigern, den Gottesdienst zu besuchen, das heilige Wasser über sich zu empfangen oder die göttlichen Worte anzuhören; dass sie sich weigern, kirchliche Zeremonien zu begehen, den göttlichen Ämtern beizuwohnen, den Altären bei Opferhandlungen beizustehen oder mit Inbrunst das heilige Kreuz zu verehren; dass sie heilige Dinge verachten, Sakramente meiden und nichts davon ertragen können, wenn es ihnen aufgezwungen wird, sondern sogar in äußerstem Widerwillen und in sichtbarer Qual zurückschrecken.
  14. Ein weiteres Zeichen ist es, wenn die Besessenen und Verzauberten Dinge offenbaren, die weder sie selbst wissen könnten noch auf natürlichem Wege zu erfahren wären.
  15. Oder wenn sie in fremden Sprachen reden, die sie niemals erlernt haben, sondern sie auf unerklärliche Weise sprechen und verstehen.
  16. Auch wenn sie Predigten und Reden wiedergeben, die sie zuvor niemals gehört haben und die über ihre eigenen Fähigkeiten hinausgehen.
  17. Oder wenn sie, während sie sich wie Toren oder einfache Leute gebärden, in Wirklichkeit tiefe und verborgene Wahrheiten aussprechen, so wie es sonst nur ein Gelehrter tun würde.
  18. Wenn sie verborgene Dinge enthüllen, die sich an anderen Orten ereignet haben und ihnen unmöglich auf natürliche Weise bekannt sein konnten.
  19. Oder wenn sie, durch einen inneren Antrieb gedrängt, in unheilvoller Weise dazu gebracht werden, Orte zu betreten, die ihnen gefährlich oder verboten sind, und dies ohne jeden erkennbaren Grund tun.
  20. Wenn sie nicht imstande sind, ihren Blick auf heilige Dinge zu richten, sondern ihre Augen abwenden und in Furcht oder Schrecken davon fliehen.
  21. Wenn sie, gleichsam durch Gewalt getrieben, schreien, lästern oder abscheuliche Worte ausstoßen, sobald das Allerheiligste oder heilige Dinge in ihre Nähe gebracht werden.
  22. Wenn sie, von einer übernatürlichen Kraft ergriffen, ihren Körper verdrehen oder Gliederbewegungen ausführen, die der Natur widersprechen.
  23. Oder wenn sie mit ungeheurer Kraft Gegenstände heben, die weit schwerer sind, als sie selbst je tragen könnten.
  24. Wenn sie ohne Schaden durch Wasser oder Feuer gehen oder andere ungewöhnliche und wider die Natur stehende Dinge erdulden.
  25. Wenn sie von unsichtbaren Kräften geschlagen, geschüttelt oder fortgerissen werden, ohne dass ein Mensch sie anrührt.
  26. Wenn sie ohne jede äußere Ursache von einer eisigen Kälte oder von sengender Hitze befallen werden.
  27. Wenn sie in die Luft erhoben oder emporgetragen werden, ohne dass jemand sie berührt.
  28. Wenn sie sich, ohne äußeren Antrieb, an verborgene Orte zurückziehen oder sich plötzlich verbergen.
  29. Wenn sie, ohne jede Wunde oder äußeren Grund, von Schwertern oder anderen Waffen verletzt erscheinen, oder wenn ihr Leib mit Brandmalen oder Zeichen gezeichnet ist, die wie von Feuer oder Schlägen herrühren, obwohl niemand sie berührt hat.
  30. Manchen wird die Kehle so zugeschnürt, dass es scheint, als würden sie erwürgt.
  31. Manche verspüren im Magen ein Hin- und Herwälzen, als ob sich darin Schlangen, Würmer oder Ameisen bewegten.
  32. Bei manchen entsteht im Magen ein großes Brausen.
  33. Manche leiden unter äußerst heftigen Schmerzen in den Gedärmen.
  34. Manche werden von den stärksten Krämpfen geplagt.
  35. Manche fühlen sich zusammengeschnürt und schreien, als ob sie unerträgliche Qualen erlitten.
  36. Manche geben selbst zu, dass der Dämon in ihrem Körper eingedrungen ist und dort wohnt, und sie beschreiben die Gestalt und Art des Dämons.
  37. Manche, die unter Zauberei leiden, haben auf einmal das Gesicht eines Esels oder eines anderen Tieres.
  38. Andere wiederum haben eine Zunge, die sich wie ein Tier bewegt, und sie stoßen Laute aus wie Tiere.
  39. Manche haben Augen, die so verdreht sind, dass sie nichts sehen können.
  40. Manche werden von einem Drücken des Herzens, von Herzbeklemmungen, Magen- und Leibsschmerzen geplagt, so dass ihr gesamter Leib wie gelähmt wird.
  41. Bei manchen findet man Einstiche im Herzen, als ob Nadeln oder Dornen darin steckten.
  42. Manche hören in sich selbst ein Herz schlagen, ohne dass es ein natürlicher Herzschlag wäre.
  43. Manche leiden an Schmerzen in Herz, Rücken und Nieren, und es scheint, als ob ein Eisenstück in ihnen hin- und hergezogen würde.
  44. Manche verspüren ein ständiges Auf- und Niedersteigen in der Kehle, wie wenn etwas dort hinauf- und hinabgleitet.
  45. Manchen wird die Zeugungskraft durch den Dämon gebunden.
  46. Manche haben Schmerzen im Magen, so dass sie überhaupt keine Speise oder Nahrung zu sich nehmen können, obwohl sie gesund erscheinen, wenn man sie äußerlich betrachtet.
  47. Manche leiden ohne natürliche Ursache an plötzlich hereinbrechenden Kälte- oder Hitzeschauern. Manche haben Anzeichen von Verdauungsschwäche, und am häufigsten geschieht es, dass sie bei normaler Nahrung keinerlei Stärkung oder Kraft gewinnen. Manche werden von einem ständigen Pochen und Zittern in den Halsadern geplagt, das wie ein Fieber erscheint.

Zeichen, an denen man einfache Verzauberung erkennt

Was zuvor über Besessenheit berichtet wurde, ist weitläufig gesammelt und aus Erfahrung bestätigt, wie Codronchus bezeugt. Diese Zeichen gelten entweder allgemein bei allen Verzauberten oder sind einzelnen gemeinsam.

Man nennt sie gemeinsame Ursachen der Krankheit und Begleiterscheinungen der Krankheit. Zeichen, die auf eine Ursache hindeuten, sind: wenn die Krankheit plötzlich und heftig bei jemandem beginnt, ohne natürlichen Grund, oder unvernünftig, so dass man sofort einen Hass oder eine Abneigung gegen jemanden oder etwas annimmt, als ob es durch Zauberei geschehen wäre, weil gerade vorher Werkzeuge oder Spuren von Zauber entdeckt wurden, wie sie Andreas Celsalpinus beschreibt.

Die Begleiterscheinungen der Krankheit sind nur wenige und die Heilmittel wirken entweder gar nicht oder verschlimmern den Zustand, und die gemeinsamen Zeichen sind folgende:

  1. Wenn Heilmittel und ärztliche Mittel nicht helfen, sondern das Leiden unverändert bleibt oder sich verschlimmert.
  2. Wenn natürliche Ursachen der Krankheit nicht nach und nach wachsen, sondern die Krankheit sofort am Anfang sehr heftig auftritt, sodass die Kranken mitten im Tun zusammenbrechen, wie bei Ohnmachten, Schwindelanfällen, Schmerzen im Kopf oder anderen plötzlichen Symptomen.
  3. Wenn die Krankheit völlig unbeständig ist, bald verschwindet, bald mit großer Heftigkeit zurückkehrt, ohne dass es eine natürliche Ursache dafür gibt, oder wenn sie regelmäßig zu bestimmten Stunden des Tages oder der Nacht auftritt.
  4. Wenn Lähmungen oder schmerzliche Erkrankungen auftreten, die bald in diesem, bald in jenem Teil des Körpers wandern.
  5. Wenn sich die Leidenden in einem unnatürlichen Maß an Schwermut, Traurigkeit oder Furcht befinden.
  6. Wenn der Appetit plötzlich verschwindet, sie Speisen zurückweisen oder überhaupt keine Nahrung vertragen, der Magen sich aufbläht, und wenn dennoch der Körper dabei nicht wie sonst verfällt, sondern scheinbar gesund bleibt, oder wenn die Krankheit mit Ekel vor Speisen verbunden ist.
  7. Wenn die Kranken von einem heftigen Durst gequält werden, obwohl kein Fieber vorhanden ist.
  8. Wenn die Kranken selbst durch die Heftigkeit des Schmerzes und die Stiche im Herzen den Eindruck haben, als ob Nadeln oder spitze Instrumente in ihnen steckten.
  9. Wenn die Kranken sich schwer zu Atem fühlen, als ob die Brust zusammengedrückt würde.
  10. Wenn die Haut blass, bleifarben, aschgrau oder in eine andere unnatürliche Farbe verwandelt ist.
  11. Wenn sie das Augenlid kaum bewegen können, die Augen stumpf sind, oder die Pupillen wie versteinert wirken.
  12. Wenn sie beim Anblick heiliger Dinge oder beim Berühren heiliger Gewänder in heftige Bewegungen oder Zuckungen geraten, sodass es unmöglich ist, sie ruhig zu halten.
  13. Wenn sie beim Anblick eines Priesters oder beim Empfangen des Segens von Panik ergriffen werden, sich mit wilden Bewegungen hin- und herwerfen, brüllen, schreien, oder wenn ihr Körper sich unnatürlich verkrümmt.
  14. Wenn sie beim Hören heiliger Worte oder Psalmen von Zorn oder Wut erfasst werden, wenn ihnen die Kraft ausgeht und sie nicht sprechen können, oder wenn sie nicht imstande sind, die heiligen Worte zu wiederholen.
  15. Wenn die Krankheit genau dann ausbricht, wenn man Sakramente, Segnungen oder geweihte Dinge anwendet, und die Kranken dann unruhig werden, während sie in der übrigen Zeit ruhiger sind.
  16. Wenn sie während der Krankheit durch unnatürliche Zeichen entstellt werden, sodass ihr Gesicht wie das eines Esels oder eines anderen Tieres aussieht.
  17. Wenn sie vorübergehend eine übermenschliche Kraft zeigen, Dinge anheben oder zerbrechen, die ihrer Natur nicht entsprechen.
  18. Wenn sie durch die Nähe eines Priesters oder durch heilige Gewänder gequält werden, sodass sie entweder erzittern, zittern, sich winden oder einen unerträglichen Ekel empfinden.
  19. Wenn sie, während die Krankheit andauert, einen unerträglichen Gestank von sich geben, oder wenn sie nach Schwefel oder anderen starken Gerüchen riechen.
  20. Schließlich: wenn die Krankheit von ungewöhnlichen und unerklärlichen Umständen begleitet wird, die weder von Natur noch von gewöhnlichen Ursachen kommen können, sondern allein von Zauberei.

Um aber zu erkennen, ob jemand wirklich besessen ist, pflegt man Folgendes zu tun: Man legt dem Kranken ein Zettelchen mit heiligen Worten, Reliquien der Heiligen oder etwas von geweihter Substanz auf, oder man legt ihm ein geweihtes Wachslicht oder eine Kerze bei, oder der Priester macht ihm ein Kreuzzeichen auf den Kopf und spricht ein heiliges Gebet.

Wenn dann der Dämon im Körper anwesend ist, beginnt der Besessene zu zittern und sich zu entsetzen, er leidet unter vielen unnatürlichen Schmerzen, er schreit heftig, stöhnt und ruft aus. Wenn aber der Dämon entweicht, beruhigt er sich, und sein Gesicht nimmt wieder seine natürliche Farbe und seinen ursprünglichen Ausdruck an.

Wenn aber die Krankheit nur eine natürliche ist, so geschieht dies alles nicht: dann bleiben die Bedingungen der Glieder unverändert, der Kranke behält seinen natürlichen Zustand, und nichts Übernatürliches tritt hinzu, sondern die Krankheit bleibt, wie sie vorher war.

Manchmal ist es schwer zu unterscheiden, ob es sich um eine wahre Besessenheit oder um Epilepsie handelt, besonders bei der dritten Art der Epilepsie, die als Fallsucht bekannt ist, wenn nämlich die Kranken durch die Kraft des Leidens niedergeworfen werden und nicht mehr aufstehen können, außer mit großer Mühe, oder wenn der Priester sie in die Höhe hebt und sie so wieder zur Besinnung kommen.

Wenn die Kehle zusammengeschnürt wird und sie wie erwürgt scheinen, ist ebenfalls zu prüfen, ob es dämonischen Ursprungs ist oder natürlich. Denn bei edleren Teilen des Körpers, wenn der Atem versagt, wird die Lunge erdrückt, es kommt zu Atemnot, keuchendem Atmen und auch zu Verkrampfungen, sodass es schwer ist, dies vom dämonischen Einfluss zu unterscheiden.

Es gibt aber auch gewisse Anzeichen: wenn nämlich die Bewegungen übermäßig heftig sind, oder wenn die Glieder in unnatürlicher Weise gebogen und verdreht werden, oder wenn die Zunge herausgestreckt bleibt und nicht wieder zurückgezogen werden kann. Ebenso, wenn sich die Besessenen ungewöhnlich schnell erholen, sobald die Krankheit aufhört.

Man erkennt sie auch daran, dass manchmal aus ihrem Mund ein Gestank von Schwefel oder anderen übelriechenden Stoffen hervortritt.

Quellen:
Francesco Guazzo, Compendium Maleficarum


Beitragsbild: KI